Wer kann sich vorstellen, was ein Flüchtling auf der Flucht erlebt hat?

Das war unser Thema im April. Besucht haben uns 2 Jungs (12 Jahre alt)aus Afghanistan und dem Irak und ein Mädchen (9 Jahre alt) aus Afghanistan, die uns über ihre Flucht bis nach Deutschland berichteten. Wir hörten von der 2 wöchigen Wanderung von Afghanistan bis in die Türkei, teilweise durch Schnee und Eis. Manche Flüchtlinge hatten nicht genug warme Kleidung dabei, da die Schleuser falsche Informationen weitergaben. Pausen waren kaum erlaubt und immer war da die Angst, von Soldaten ober Taliban aufgegriffen zu werden. Endlich in der Türkei angekommen, wurde ihnen das ganze Gepäck gestohlen, erzählte die 9jährige. Mit 3 Booten ging die Reise weiter übers Mittelmeer. Jedes Boot hatte Platz für 10 Personen, besetzt waren sie mit 50 Personen. Als ihr Navigationsgerät ausfiel und sie fast am Ertrinken waren, wurden sie von einem großen Schiff aufgegriffen und gerettet. Mittlerweile sind sie 1,5 Jahre hier in Deutschland, schon mehrfach umgezogen. Jetzt leben sie in Engelsbrand. Zwei von ihnen haben eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung. Mit allen konnten wir uns gut auf Deutsch unterhalten.
Beeindruckt hat uns alle, wie offen und lebhaft vor allem das Mädchen berichtet hat. Wir können uns nicht mal vorstellen, von unserer Familie getrennt zu sein oder zu flüchten. Alle 3 sind jünger als wir. Unfassbar, wenn man daran denkt, dass sie da um ihr Leben gekämpft haben und durchgekommen sind. Es war erstaunlich, wie sie mit uns darüber geredet haben, keiner hat geweint oder war traurig, obwohl sie schlimme Dinge erlebt haben und teilweise von ihrer Familie getrennt sind, wie der Junge aus dem Irak. Sie waren einfach nur froh, hier zu sein. Besonders die beiden aus Afghanistan waren froh, hier ohne Angst zur Schule gehen zu dürfen. Das hat uns berührt.
Die meisten Menschen, die gegen Flüchtlinge sind, wissen nichts darüber. Klar, es wird eng und manchmal kritisch. Wir können nicht jeden aufnehmen, aber wir können diese Menschen doch nicht einfach stehen lassen. Das sind Menschen, die jeden Tag um ihr Leben kämpfen und stärker sind als viele andere. Genau deswegen sollte man sich erst mal darüber Gedanken machen, bevor man sagt, sie sollen unser Land wieder verlassen.
Jaqueline, Luna, Isabel, Jule, Mireia