Generationenprojekt 2016 – Gemeinsames Backen bereitet Freude.

Generationenprojekt 2016 – Gemeinsames Backen bereitet Freude.

Kinder der evangelischen und städtischen Kindertagesstätten, der Waldschule und des Schiller-Gymnasiums, sowie Senioren der Seniorenresidenz „Bergdorf“  hatten an zwei Nachmittagen große Freude und Spaß beim gemeinsamen Backen von Plätzchen.

Der Höhepunkt war ohne Zweifel  das gemeinsame Essen der selbst hergestellten Pizzen am zweiten Tag.

Vielen Dank an unsere Lehrerin Frau Rustom und unserem Küchenteam  unter Leitung von Herrn Wieler für die tatkräftige Unterstützung und ihr Engagement.

Eine Ära geht zu Ende

Eine Ära geht zu Ende

Zum Schuljahresende geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Nach 37 Jahren wird unser Schulleiter Paul Müller dem Schiller-Gymnasium Lebewohl sagen. Dann übergibt er, so kann man es durchaus sehen, sein Lebenswerk in neue Hände.

1979 im Sommer betrat Paul Müller zum ersten Mal das damalige Boxberg-Gymnasium und unterrichtete die Fächer Deutsch und Geschichte. Geschichte, kein Wunder, ist er doch in der Nähe des Geburtshauses von Karl Marx in Trier geboren. Schon nach einem Jahr musste er den Leistungskurs Geschichte übernehmen und ins Abitur führen, da der Lehrer der Jahrgangsstufe 12 kurzfristig die Schule verlassen hatte. Insgesamt 16 Schüler gehörten zum ersten Abiturjahrgang 1981. Zwei Jahre später wurde die Schulleitung neu aufgestellt. Herr Sasse wurde Schulleiter, Herr Müller sein Stellvertreter. Ein Mathematiker und ein Germanist und Historiker saßen nun 25 Jahre in einem Zimmer und führten die Schule gemeinsam durch dick und dünn. 1986 drohte das „Aus“, aber mit viel Herzblut, neuen Ideen und einem neuen Konzept begann die Ära des Schiller-Gymnasiums. Beeindruckt von Schillers Vorstellung „Leben, wo Menschen Menschen sind“, schlug Herr Müller den neuen Namen vor, der bei allen Beteiligten große Zustimmung fand. Die GmbH unter Führung der Stadt Pforzheim und des Fördervereins unterstützte die Schulleitung und ließ ihr, weil man von der Planung und Vorgehensweise überzeugt war, freie Hand für eine neue Zeit. Die Eltern nahmen die neue Schule dankbar an, an einen Wechsel zu einer anderen Schule dachte niemand. Schulleiter und Stellvertreter arbeiteten als gutes Team miteinander, was vor allem das Kollegium damals sehr positiv empfand. Die Tür zum Direktorat stand immer offen, jeder konnte mit seinen Sorgen, Fragen und Ideen eintreten, im Bewusstsein, ein offenes Ohr zu finden. Dies geschah nicht selten und hat zweifellos zu einem konstruktiven und meist harmonischen Arbeitsklima beigetragen.

Wenn man heute, nach so vielen Jahren, Herrn Müller fragt, wie er seine Zeit in der Rückschau betrachtet, dann hört man immer dieselbe Antwort: „Die 25 Jahre mit Herrn Sasse von 1983 – 2008, das war für mich die schönste und fruchtbarste Zeit.“

Beide Söhne von Herrn Müller machten am „Schiller“ Abitur, seine Ehefrau ist Kollegin seit 1981. Erwähnen sollte man auch die sportlichen Erfolge, an denen Herr Müller als aktiver Tischtennisspieler großen Anteil hatte. So wurde die Lehrermannschaft 1985 im Tischtennis baden-württembergischer Meister und stand mehrmals im Oberschulamtsfinale. „Jugend trainiert für Olympia“ war ihm immer ein großes Anliegen. Ob Fußball, Handball, Schwimmen, Tischtennis, Badminton und vieles mehr Sport war für ihn stets ein wichtiger Ausgleich für die Schüler zum schulischen Alltag.

„Berühmt“ ist mittlerweile der Raum „U12“, sein Unterrichtsraum, dort fühlt er sich seit Jahren mit seinen Schülern am wohlsten. Hier spürt man noch etwas von dem, was es in Zukunft wohl kaum noch geben wird: den Bezug zu den Autoren und ihrer Literatur.

Als Herr Müller 2008 die Schulleitung übernahm, konnte er auf eine große Erfahrung aufbauen. Der Doppeljahrgang, Wirtschaftskurs, Seminarkurse, Spanisch als dritte Fremdsprache, neue Module und Förderkurse für die fünften Klassen gehörten zu den wichtigsten Aufgaben und Neuerungen einer Schule, die sich im Konzert mit den Konkurrenten in Pforzheim und Umgebung behaupten muss und dies durchaus erfolgreich praktiziert. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, aus deren Reihen ebenfalls viele Ideen stammten, gelang diese Weiterentwicklung unserer Schule. Eine besondere Herausforderung stellte sich durch den Übergang vom neunjährigen zum achtjährigen Gymnasium. Stundenpläne, Angebote, Deputate und vieles mehr mussten umgestellt werden. Ein ganzer Jahrgang war plötzlich nicht mehr da, auch dies musste v.a. wirtschaftlich verkraftet werden. Die Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium war gerade in dieser Zeit stets vertrauensvoll und produktiv.

Die vielen Gespräche mit Eltern, Schülern und Kollegen lassen sich gar nicht zählen. Manche waren zweifellos auch deprimierend, aber die meisten erfreulich und fruchtbar. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, gepaart mit korrekten Umgangsformen, aber auch klare Vorstellungen und Anweisungen waren für den Schulleiter immer Grundlagen im vertrauensvollen Umgang mit den Menschen. Um mit den gestiegenen Anforderungen und Erwartungshaltungen klarzukommen, ist diese Haltung und Einstellung notwendiger denn je.

Nun ist es vorbei und wir wünschen unserem scheidenden Schulleiter alles Gute für den nächsten Lebens­abschnitt.

Verabschiedung von Frau Hector-Müller

Verabschiedung von Frau Hector-Müller

Als Frau Hector-Müller 1981 zum damaligen Boxberg-Gymnasium kam, war dies ein Notfall. Kurzfristig fiel ein Kollege mit Deutsch/Gemeinschaftskunde aus, aber es gelang mit Zustimmung des Oberschulamtes, sie bereits während des Referendariats zu verpflichten.

35 Jahre sind daraus geworden, alle Höhen und Tiefen der Schule hat Frau Hector-Müller miterlebt. Sehr früh übernahm sie bereits den Leistungskurs Deutsch, wurde Klassenlehrerin und hat diese beiden Aufgaben in den vielen Jahren ununterbrochen und gerne ausgeführt.

Zur Freude vieler Schüler organisierte sie mit Herrn Adam, als  noch freitagnachmittags Unterricht stattfand, für die Unterstufe einmal im Monat das beliebte „Spiel ohne Grenzen“, bei dem sich die Schüler in einem lustigen Wettkampf messen konnten.

Zunächst mit Herrn Nolte und Herrn Johanning, später mit Herrn Adam und Herrn Busch arbeitete Frau Hector-Müller in der Redaktion der Elternzeitung. Große Freude machte ihr in den letzten Jahren der Literaturkurs in der Kursstufe, in dem sie mit ihren Schülerinnen und Schülern kreativ arbeiten konnte.

Verabschiedung von Herrn Wallrich

Verabschiedung von Herrn Wallrich

Herr Wallrich gehörte ebenfalls noch zu den Kollegen aus den Anfängen unserer Schule. Als Migrant kam er – wie Frau Hector-Müller –  aus dem Saarland nach Baden-Württemberg und wurde hier herzlich willkommen geheißen.

Seit 1980 unterrichtete er Deutsch und Gemeinschaftskunde in allen Klassenstufen und führte viele Schülerinnen und Schüler in beiden Fächern zum Abitur.

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer übernahm er noch andere wichtige Aufgaben als Betriebsrat, Abteilungs­leiter im Fach Deutsch und Betreuer des Faches Wirtschaft in der Ober­stufe. Herr Wallrich war immer offen für Gespräche.

Wichtig war ihm, bei seinen Schülern politisches Interesse wachzurufen, was auch seine beliebten Exkursionen nach Berlin vermittelten.

Abiturfeier

Abiturfeier

Das Wetter war dem Anlass angemessen: strahlender Sonnenschein auf strahlenden Gesichtern.

Man traf sich, um das bestandene Abitur am Schiller-Gymnasium  angemessen zu feiern, und natürlich strahlten die Abiturientinnen und Abiturienten mit ihren Angehörigen um die Wette.

Sehr chic und modisch gekleidet die jungen Damen, im feinen Anzug die jungen Männer.

Zwei Surfbretter an den Türen zum Haupteingang symbolisierten das Abimotto: Abiwaii – Hawaiifeeling. Ein Sektempfang bildete den Auftakt zur Feier, anschließend zogen die Abiturienten traditionell in die festlich geschmückte Aula ein.

Nach der Rede des Schulleiters Paul Müller wurde es offiziell: Die Abiturientinnen und Abiturienten erhielten das Zeugnis der Reife.
Erfreulich – alle haben bestanden und einige machten es besonders gut. So erreichten Timo Birr und Charlotte Gust die Traumnote 1,0 und Nicole Greenfield bestand mit einer sehr guten 1,4.

Nach der Überreichung der Zeugnisse und der Buchpreise, gestiftet vom Förderverein, hielten Roman Lauterbach und Vivian Wächter die Abiturrede, in der sie bei ihren Mitschülern zahlreiche und meist sehr lustige Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit wachriefen.

Es folgten die Danksagungen der Abiturienten an ihre Lehrer, aber erst, nachdem sich alle an dem – wie jedes Jahr – hervorragend zubereiteten Büfett kulinarisch erfreut hatten.

Ein Danklied der Abiturienten auf die vergangenen Schillerjahre schloss die Feier ab. Ein bisschen Wehmut blieb zurück.

Offizielle Abiturpreise 2016

  • Scheffelpreis (D.) Nicole Greenfield
  • Physik Timo Birr
  • Mathematik Timo Birr
  • Ferry-Porsche-Preis (NWT) Timo Birr
  • Adolf-Blösch-Preis (Frz.) Nina Kögler
  • Maul-Medaille (Sport) Melina Bopp
  • Chemie Tim Zechmeister
  • Biologie Charlotte Gust

gestiftete Preise vom Förderverein

Großer Schulpreis

  • Timo Birr

Buchpreise für eine sehr gute Gesamtleistung:

  • Charlotte Gust
  • Nicole Greenfield
  • Nina Kögler
  • Julia Böckler
  • Caren Gottschling
  • Sabrina Reis
  • Vivien-Marie Wächter
  • Paul Fritsch
Abiturrede 2016

Abiturrede 2016

Vorbei, wieder einmal. Es ist geschafft. Nach langen 8 Jahren geht die Schulzeit zu Ende, mit dem erhofften Abschluss, dem Abitur. Abschiednehmen, was vielleicht ein wenig schwer fällt, gespannt sein auf einen Neuanfang, vielleicht etwas unsicher, all das kommt nun in wenigen Tagen zusammen. Lange Zeit habt ihr auf den Lebensabschnitt hingearbeitet, zum Teil mit großem Aufwand, nicht immer mit großer Begeisterung, weil es doch oft mühsam war, manchmal auch mit Ängsten verbunden. Ob es wohl klappt? Jetzt hat es geklappt, ihr könnt euch freuen, wenn ich euch heute die Zeugnisse im Beisein eurer Eltern und eurer Lehrer überreiche. Dazu darf ich alle Anwesenden herzlich hier im Schiller-Gymnasium begrüßen, zuerst und vor allem euch Abiturienten, Sie verehrte Eltern und auch meine Kolleginnen und Kollegen. 

Freuen wir uns auf diesen Abend, den wir alle noch einmal gemeinsam verbringen wollen. Wie in jedem Jahr möchte ich vor der Überreichung der Zeugnisse noch ein paar Gedanken, wie sagt man so schön, loswerden, diese euch mit auf den Weg geben, in der Hoffnung, dass zumindest ein Teil davon nicht vergessen wird. 

Eure Schulzeit ist nun also vorbei. In der Rückschau lässt sich jedes Jahr bei jedem Abiturjahrgang dasselbe feststellen: Es gab in den vielen Jahren viel Neues, oft Unverständliches, oft Spannendes, alles war selbstredend immer sehr wichtig, begleitet oft mit einem AHA-Gefühl, man fühlte sich gut, manchmal aber auch nicht, mit dem Ergebnis: Ich habe es nicht verstanden. In 8 Jahren Schule bei so vielen Fächern eigentlich normal. 

Das Problem war nur, wie man damit umgehen musste. Die Angst, Fehler zu machen, vielleicht weniger wert zu sein, von verschiedenen Seiten Druck zu spüren, sich selbst Druck zu machen, war bei dem einen oder anderen von euch leider durchaus zu sehen, zu spüren. Die Frage, wie helfe ich mir selbst, was will ich eigentlich für mich und nicht für die anderen, blieb nicht selten ungelöst. 

Die Furcht vor Fehlern wächst immer mehr, in einer Welt, die immer stärker perfektioniert wird, so scheint es allerdings oft nur. In einer digitalisierten Welt, die von uns erwartet, dass alles passt und sofort funktioniert, liefern wir uns aus, lassen uns bewerten, zuordnen, nummerieren und verschieben. Fehler werden da sofort registriert, Schwächen gespeichert und weitergegeben. In einer Welt, in der das Lügen und der Egoismus immer mehr zunehmen, in der Anstand und Benehmen gegenüber dem Mitmenschen abnehmen, in der Geld und Großartigkeit eine immer größere Rolle spielen zu Lasten von Menschen, die eigentlich Hilfe und Zuneigung brauchen.

Wir werden zum Spielball des Automatismus, da sind Fehler und Schwächen fehl am Platz. Samuel Beckett formulierte einmal: „Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Versuch es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser.“ Verrückt, was soll ich damit anfangen? Ist Fehler machen sogar gut? Wir sind Menschen, es ist normal, selbstverständlich, eben menschlich, Fehler machen zu dürfen. 

Wenn ihr jetzt einen neuen Lebensabschnitt beginnt, Studium, Ausbildung, Beruf, vielleicht Familie, dann müsst ihr lernen, wie man mit Fehlern umgehen muss. Akzeptieren, nicht aufgeben, weitermachen, an sich selbst glauben, aber auch für andere Verständnis zeigen und Kompromisse eingehen, niemals von oben herab, weil man besser ist, weniger Fehler macht als der andere, dem man das dann zeigen muss. Wir beobachten in Deutschland immer mehr, dass der, der aus der Reihe fällt, weil er anders ist, oft ausgemustert wird. In Casting-Shows im TV und wo sonst noch, z. B. in Unternehmen, Organisationen und Parteien geschieht das sehr häufig. Der Beginn des 21. Jahrhunderts wird geprägt von Menschenvermessung und dem Glauben an die Vorhersehbarkeit und Berechenbarkeit des Menschen. Man ist dabei, eine Null-Fehler-Logik zu installieren, die mit Vorsorge und Risikoszenarien operiert, in der wir Menschen nur noch nervige Schwachstellen in einem ansonsten reibungslos funktionierenden System wären. Dagegen steht ein anderer Glaube, nämlich, dass der Fehler zu einem gelingenden Leben dazugehört. Wo Fehler gemacht werden, sind Menschen am Werk. Dies ist eine tröstliche Botschaft.

Was bedeutet dies für euch? Lasst euch nicht unterkriegen von Dogmen, vorgeschriebenen Mustern, die ihr unbedingt erfüllen müsst, um etwas wert zu sein. Lasst euch nicht manipulieren mit der Gefahr, euch selbst zu verlieren. Aber: Geht euren Weg konzentriert, mit Muße und Ruhe, nehmt euch selbst an und arbeitet an euch und für euch. Erfolg und innere Zufriedenheit im Leben, nicht selbstverständlich, aber möglich. 

Was haben wir am Schiller-Gymnasium dafür getan in all den Jahren? Wir haben euch Wege gezeigt, oft miteinander gesprochen, auch etwas verlangt, euch angenommen und Verständnis gezeigt, vielleicht nicht jedes Mal, aber oft, selbst wenn es auch für uns nicht immer einfach war. Zuletzt haben wir euch bei eurem Abschluss unterstützt, auch für uns ein Lebensziel, auch deswegen sind wir Lehrer geworden, weil wir mit dazu beitragen wollen, Jahr für Jahr, dass ihr den Weg findet und geht, ihr und all die anderen vor euch und nach euch. Und dann hoffen wir, dass ihr es schafft und geschafft habt. Übrigens: Auch wir sind nicht fehlerlos und müssen damit leben.

Wenn ihr an eure Zeit hier zurückdenkt, bleiben hoffentlich auch neben den Belastungen schöne Erinnerungen haften. Zum Beispiel wenn ihr in den Pausen oder Freistunden gemütlich auf den blauen Bänken sitzen oder kurz um die Ecke beim Parkplatz einen Plausch mit Zigarettchen halten konntet, die Probleme der letzten oder kommenden Klausuren zur Sprache kamen, manchmal mit dem Blick zu meinem Fenster: Oh Gott, es hat gegongt, er guckt schon, schnell wieder rein. Tag für Tag, Woche für Woche. 

Schule ist heute im ständigen Wechsel, voller Unruhe. Neue Fächer, neue Bildungspläne, G8 oder doch wieder G9. Vieles ist mehr als fragwürdig, vor allem G8. Hier wurde und wird der junge Mensch viel zu wenig berücksichtigt in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Aber die da draußen brauchen die Maschinen und wir sollen sie bieten, möglichst schnell, möglichst perfekt, möglichst kompetenzorientiert. Weniger vielleicht mit der Fähigkeit, ein Gedicht interpretieren zu können, das brauchen wir nicht, als mit den Knöpfen umzugehen, damit wir perfekte Automaten werden. 

„Ich schau dir in die Augen Kleines“ – einer der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte, aus der Schlussszene des Klassikers Casablanca. Wie weit schauen sich Menschen heute noch in die Augen, um Kontakt zu suchen. Der Blick nach unten schafft den Kontakt, oft fragwürdig, zwar einfacher und schneller, aber auch ärmer. 

Ich kann im Fortschritt nicht immer einen Fortschritt für den Menschen sehen, manchmal sogar eher einen Schritt fort vom Menschen. Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Orientierungskompetenz, Handlungskompetenz, Menschen kommen in diesen Bildungsplänen nicht vor. Es dominieren die Passivkonstruktionen, die Kompetenzen sind die Subjekte, die Handlungsträger. Lehrer wissen nicht mehr, welche Inhalte sie lehren dürfen, die man behalten kann und soll, aber sie machen unablässig kompetent. 

Ein Zeitungsprojekt wie z.B. „Jugend schreibt“ gibt es heute kaum noch, googlen und vergessen, das hat Zukunft. Universitäten und Ausbildungsbetriebe freuen sich darüber nicht. Grundwissen in allen Fächern, wozu, sind wir kompetent? Das klingt ernüchternd, aber man sollte darüber nachdenken, schon in der Schule. Unsere deutsche Sprache legt für diese Gedanken ein deutliches Zeugnis ab. 

Der Umgang mit unserer Sprache wird immer schlechter: Anglizismen und Abkürzungen, unkorrekte Sätze, missverständliche Formulierungen sind an der Tagesordnung und tragen zur Verödung bei. Auch darauf solltet ihr bewusst achten und euch nicht vereinnahmen lassen. Vielleicht hilft hier in einer Mußestunde auch einmal die Literatur. Vielleicht habt ihr hier in der Schule ein klein wenig davon erfahren. Zu Beginn des Jahres beschäftigte sich der „Spiegel“ mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Alltag ohne Apps sei unvorstellbar geworden, für jede Lebenslage schlagen die kleinen Programme Lösungen vor, verändern sie Wahrnehmung und Welthaltung und verhindern persönliche Entwicklung. Kann der Mensch noch ohne Apps leben? Die große Hilfe: Wir verlaufen uns nicht mehr, machen keine Fehler mehr, werden nahezu „vermeintlich“ perfekt, jederzeit da. Verloren geht aber die Selbstreflektion, die bewusst erfahrene, auch mit Fehlern besetzte Selbstständigkeit. 

Ein Student fragte vor kurzem einen Professor: „Warum sollen wir überhaupt noch zur Universität gehen?
Apps liefern uns doch alle Antworten, die wir brauchen.“ Die Antwort des Professors: „Apps liefern Antworten, aber nicht die entscheidenden. Keine App kann mir sagen, was der Sinn meines Lebens ist.“

Ein bekannter deutscher Psychologe, behauptet, dass der Mensch natürlicherweise mehreren Krisen ausgesetzt ist. Während einer dieser Krisen geht es um die Frage der Identitätssuche zwischen 17 und 21 Jahren: Wer will ich sein? Was will ich werden? Was ist mir wichtig im Leben? Wie denken andere über mich? Das also ist genau jetzt euer Alter und der Beginn eures neuen Lebensabschnittes. 

Die Gefahr, die der Wissenschaftler sieht, liegt darin, und ich komme jetzt auf meinen Anfang zurück, dass die Sucht nach Perfektion und die Bestätigung möglichst von der ganzen Welt überhand nimmt. Viele Jugendliche scheinen die Problematik zu spüren, finden aber keinen Weg. Ich kann euch den Weg auch nicht zeigen, vor allem nicht an eurem letzten Schultag. Ich kann nur darauf hinweisen, dass ihr ihn bewusst selbst suchen und gehen müsst, dass ihr wisst, dass nur ihr ihn gehen könnt, so wie Kafka einmal gesagt hat: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Ich ergänze: Selbst geht, vielleicht mit einer guten Begleitung in eurem Leben.

Macht es gut, dankt allen, die euch bis hierher geholfen haben. Denkt an all diejenigen, die zu eurem erfüllten Leben beigetragen haben und noch tun werden. Vor allem auch eure Eltern. 

Zum Schluss auch noch an sie zwei Gedanken. Es gehört zu den Aufgaben junger Menschen, das Nest zu verlassen und ihre Grenzen auszuloten. Und es ist Aufgabe der Erwachsenen, ihnen dabei genügend Freiraum zu geben, gleichzeitig Grenzen zu setzen und die richtige Balance zwischen Beschützen und Loslassen zu finden. Wir werden den jungen Menschen leichter mit liebevollem Verständnis begegnen, wenn wir uns erinnern, wie wir in ihrem Alter waren. Wie gnadenlos haben wir damals jede Schwäche eines Lehrers ausgenützt, so manche Eigenheit der Älteren lächerlich gemacht. Was wir ihnen alles verdanken, ist uns erst viel später bewusst geworden, und Fehler der anderen mit Nachsicht zu beurteilen, lernten wir erst, nachdem wir oft genug über unsere eigenen gestolpert waren. Wir sollten daher nie vergessen, wie auch wir selber einmal zwischen Leichtsinn und Schwermut geschwankt sind. 

Solche Erinnerungen schenken uns nicht nur Gelassenheit, sondern auch Vertrauen in die Nachkommenden, wir alle werden daran wachsen und reifen. Unsere Aufgabe besteht darin zu erkennen, das uns etwas erfüllt, weil wir es selbst nun einmal so empfinden, und nicht, weil jemand anderer uns sagt, dass es erfüllend sei. In diesem Sinne wünsche ich euch Abiturienten und uns allen eine gute Zeit. 

Noch ein Nachwort: Wir haben etwas gemeinsam: Das Ende und ein neuer Lebensabschnitt. Dazu ein kleines Gedicht am Schluss.

frei nach Kurt Tucholsky

Aus!

Einmal muss man auseinandergehen;
Einmal kann einer den andern nicht mehr verstehen –
Einmal gabelt sich jeder Weg –
und jeder geht allein –
Es gibt nur den Ablauf der Zeit.

Solche Straßen schneiden sich
in der Unendlichkeit.
Jeder trägt die Erinnerung
mit sich herum –
Etwas aber bleibt immer zurück.

Einmal hat es uns zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seit zusammengeschmolzen, und dann erkühlt –
ihr wart unsere Kinder.
Nun entsteht ein neuer Mensch.

Ihr geht eurem kleinen Schicksal zu:
Leben ist Wandlung.
Jedes Ich sucht ein Du.
Jeder sucht seine Zukunft.
Und geht nun mit stockendem Fuß
Vorwärtsgerissen vom Willen,
vielleicht mit einem kleinen Gruß
In ein anderes Land.