Zum Schuljahresende geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Nach 37 Jahren wird unser Schulleiter Paul Müller dem Schiller-Gymnasium Lebewohl sagen. Dann übergibt er, so kann man es durchaus sehen, sein Lebenswerk in neue Hände.

1979 im Sommer betrat Paul Müller zum ersten Mal das damalige Boxberg-Gymnasium und unterrichtete die Fächer Deutsch und Geschichte. Geschichte, kein Wunder, ist er doch in der Nähe des Geburtshauses von Karl Marx in Trier geboren. Schon nach einem Jahr musste er den Leistungskurs Geschichte übernehmen und ins Abitur führen, da der Lehrer der Jahrgangsstufe 12 kurzfristig die Schule verlassen hatte. Insgesamt 16 Schüler gehörten zum ersten Abiturjahrgang 1981. Zwei Jahre später wurde die Schulleitung neu aufgestellt. Herr Sasse wurde Schulleiter, Herr Müller sein Stellvertreter. Ein Mathematiker und ein Germanist und Historiker saßen nun 25 Jahre in einem Zimmer und führten die Schule gemeinsam durch dick und dünn. 1986 drohte das „Aus“, aber mit viel Herzblut, neuen Ideen und einem neuen Konzept begann die Ära des Schiller-Gymnasiums. Beeindruckt von Schillers Vorstellung „Leben, wo Menschen Menschen sind“, schlug Herr Müller den neuen Namen vor, der bei allen Beteiligten große Zustimmung fand. Die GmbH unter Führung der Stadt Pforzheim und des Fördervereins unterstützte die Schulleitung und ließ ihr, weil man von der Planung und Vorgehensweise überzeugt war, freie Hand für eine neue Zeit. Die Eltern nahmen die neue Schule dankbar an, an einen Wechsel zu einer anderen Schule dachte niemand. Schulleiter und Stellvertreter arbeiteten als gutes Team miteinander, was vor allem das Kollegium damals sehr positiv empfand. Die Tür zum Direktorat stand immer offen, jeder konnte mit seinen Sorgen, Fragen und Ideen eintreten, im Bewusstsein, ein offenes Ohr zu finden. Dies geschah nicht selten und hat zweifellos zu einem konstruktiven und meist harmonischen Arbeitsklima beigetragen.

Wenn man heute, nach so vielen Jahren, Herrn Müller fragt, wie er seine Zeit in der Rückschau betrachtet, dann hört man immer dieselbe Antwort: „Die 25 Jahre mit Herrn Sasse von 1983 – 2008, das war für mich die schönste und fruchtbarste Zeit.“

Beide Söhne von Herrn Müller machten am „Schiller“ Abitur, seine Ehefrau ist Kollegin seit 1981. Erwähnen sollte man auch die sportlichen Erfolge, an denen Herr Müller als aktiver Tischtennisspieler großen Anteil hatte. So wurde die Lehrermannschaft 1985 im Tischtennis baden-württembergischer Meister und stand mehrmals im Oberschulamtsfinale. „Jugend trainiert für Olympia“ war ihm immer ein großes Anliegen. Ob Fußball, Handball, Schwimmen, Tischtennis, Badminton und vieles mehr Sport war für ihn stets ein wichtiger Ausgleich für die Schüler zum schulischen Alltag.

„Berühmt“ ist mittlerweile der Raum „U12“, sein Unterrichtsraum, dort fühlt er sich seit Jahren mit seinen Schülern am wohlsten. Hier spürt man noch etwas von dem, was es in Zukunft wohl kaum noch geben wird: den Bezug zu den Autoren und ihrer Literatur.

Als Herr Müller 2008 die Schulleitung übernahm, konnte er auf eine große Erfahrung aufbauen. Der Doppeljahrgang, Wirtschaftskurs, Seminarkurse, Spanisch als dritte Fremdsprache, neue Module und Förderkurse für die fünften Klassen gehörten zu den wichtigsten Aufgaben und Neuerungen einer Schule, die sich im Konzert mit den Konkurrenten in Pforzheim und Umgebung behaupten muss und dies durchaus erfolgreich praktiziert. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, aus deren Reihen ebenfalls viele Ideen stammten, gelang diese Weiterentwicklung unserer Schule. Eine besondere Herausforderung stellte sich durch den Übergang vom neunjährigen zum achtjährigen Gymnasium. Stundenpläne, Angebote, Deputate und vieles mehr mussten umgestellt werden. Ein ganzer Jahrgang war plötzlich nicht mehr da, auch dies musste v.a. wirtschaftlich verkraftet werden. Die Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium war gerade in dieser Zeit stets vertrauensvoll und produktiv.

Die vielen Gespräche mit Eltern, Schülern und Kollegen lassen sich gar nicht zählen. Manche waren zweifellos auch deprimierend, aber die meisten erfreulich und fruchtbar. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, gepaart mit korrekten Umgangsformen, aber auch klare Vorstellungen und Anweisungen waren für den Schulleiter immer Grundlagen im vertrauensvollen Umgang mit den Menschen. Um mit den gestiegenen Anforderungen und Erwartungshaltungen klarzukommen, ist diese Haltung und Einstellung notwendiger denn je.

Nun ist es vorbei und wir wünschen unserem scheidenden Schulleiter alles Gute für den nächsten Lebens­abschnitt.