Am Mittwoch, den 15. Juli 2015 besuchte Herr Malhon Jenkins die J11. Seine Mission: einen Vortrag über seine Kriegserfahrungen in Vietnam zu halten. Vielen ist er noch wohlbekannt, schließlich ist er der Ehemann unserer langjährigen Kollegin Brigitte Jenkins, die inzwischen im Ruhestand ist.
Schwungvoll kam Mr. Jenkins mit seinem Rollstuhl ins Klassenzimmer und legte sofort los. Mit fesselnden Erzählungen aus seiner Kindheit, ergänzt mit historischen Fakten über die USA, zog er die Zuhörer schnell in seinen Bann. Als Mitglied einer kleinen farbigen Gemeinde in Richmond, Virginia, umgeben von weißen Wohngebieten, hatte er es nicht leicht. Das Amerika seiner Kindheit war eine Gesellschaft der Rassentrennung und Diskriminierung. Man wurde angepöbelt, verfolgt, beschossen, von Hunden gehetzt. Doch Mr. Jenkins ließ sich nicht unterkriegen und entwickelte statt Hass auf die rassistische weiße Gesellschaft Neugier und sportlichen Ehrgeiz. Er wollte Abenteuer, wollte reisen, andere Länder, andere Kulturen erleben, wollte Sport treiben. Sein Traum war Fallschirmspringen. Warum also nicht zur Armee gehen – als Fallschirmjäger! Er war 17 Jahre alt und es war Krieg in Vietnam. Nach der Grundausbildung in den USA ging es dann also nach Vietnam. Neben atemberaubend schöner Natur und Kameradschaft ohne die Grenzen der Herkunft erlebte er auch die hässliche Seite des Krieges: Kameraden und Freunde zu verlieren, Menschen zu töten.
Er versuchte den Schülern nahezubringen, wie die Armee aus friedliebenden Menschen, denen nichts ferner liegt, als andere zu verletzen, mithilfe von psychologischen Tricks und dem Einsatz von Psychopharmaka Tötungsinstrumente machte. Mission: auskundschaften und zerstören.
Doch nichts davon erzählte Mr. Jenkins mit Verachtung. Er betrachtet es als Teil seines Lebens, das ihn prägte und sein weiteres Leben beeinflusst hat. Nach seiner Rückkehr in die USA hatte er mit Spätfolgen des von den Amerikanern in Vietnam großflächig eingesetzten Entlaubungsmittels Agent Orange zu kämpfen – bis heute. Und im Alter von 41 Jahren musste er erfahren, was die vielen Fallschirmsprünge in seiner Wirbelsäule angerichtet hatten. Seitdem ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Doch Mr. Jenkins ist nicht an den Rollstuhl „gefesselt“. Er ist und bleibt Sportler. Während des Vortags ist er ständig in Bewegung. Sein Rollstuhl sieht eher wie ein Rennstuhl aus. Er fährt begeistert Handbike, überall auf der Welt. Er reist, wohin er will. Mr. Jenkins ist kein verbitterter Kriegsveteran. Er ist ein energiegeladener, offener und herzlicher Mensch. Sein Vortrag hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und so mancher wird sich noch oft über seinen Rat Gedanken machen, die Entscheidungen, die man im Leben treffen muss, wohlüberlegt zu treffen.