11:00 Uhr, Berta Benz-Saal im Haus der Wirtschaft:
Über 200 Schülerinnen und Schüler versammelten sich am vergangenen Donnerstag, um zu erfahren, warum Muks Pfefferspray bei seinen Badesachen hat.
Warum er und seine Mutter und Großmutter überhaupt umgezogen sind, überhastet, wie es scheint, und nicht zum ersten Mal? Was sind das für blaue Flecken, mit denen Mucks eines Tages im Freibad auftaucht? Und, ja, warum kann er eigentlich nicht schwimmen? Nach und nach erfährt Zonja, die Hauptperson des Buches, Einzelheiten. Sie ergeben ein schwer erträgliches Bild, ganz bestimmt für Mucks, sicher aber auch für seine Freundin. Der Junge ist auf der Flucht, zusammen mit seiner Mutter und seiner Großmutter, vor seinem Vater. Immer wieder findet der sie, auch in der neuen Stadt.
„Mein Sommer mit Muks“ ist ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Jugendbuch von Stefanie Höfler, das auch die beiden 5. Klassen unserer Schule in ihren Bann zog. Aufmerksam hörten sie eine Stunde zu, als die Autorin ihr Buch vorstellte und Passagen aus ihrem Werk vorlas.
Danach war eine Mittagspause mit einem Kaloriennachschub dringend nötig.
Auch ein wenig Fangen spielen im Foyer des Berta-Benz-Saals musste sein, wenn man so lange konzentriert auf einem Stuhl verbracht hatte.
Anschließend schwor Frau Gläser die Schülerinnen und Schüler auf den Verhaltenskodex beim Besuch der Buchausstellung ein: „Stellt das Buch wieder genau an den Platz, an dem ihr es gefunden habt. Wir unterhalten uns leise. Und wir bewegen uns ruhig und gemessen.“
Als Dreiergruppe galt es nämlich jetzt, 17 knifflige Fragen des mitgebrachten Buchsuchrätsels zu lösen.
Im Buch: „Rotzschleimtorte für alle“, musste zum Beispiel der Name des Jungen gefunden werden, der, verwandelt in einen Menschen, nun die normale Schule besuchen muss. Sein Markenzeichen ist, dass er aus den Ohren pfeifen kann.
„Hört ihr, wie still es da drinnen ist?“, flüsterte die Deutschlehrerin kurz darauf der Schülergruppe zu, als sich alle am Eingang versammelt hatten. Die vielen erwachsenen Besucher konnten alle von außen gut sehen. Diese bewegten sich tatsächlich gemessen und ruhig in den Räumen mit den Büchertischen.
Aber auch Schülerinnen und Schüler können das!
Als die fünfzig ratesüchtigen Kinder nach Antworten auf ihre Buchrätselfragen suchten, erhielten sie sogar zweimal lobende Worte.
Deshalb konnten Frau Koller, Frau Sommervilla, unsere Praktikantin, und Frau Gläser es sich nach einer Stunde erlauben, im Büchercafé etwas zu sich zu nehmen. Alle Kinder waren nun gut in der Lage sich zu orientieren und wussten sich zu helfen.
Da rollte unerwartet ein Herr im Rollstuhl auf unseren Tisch zu und fragte, ob wir die Lehrerinnen dieser Kinder seien. Nachdem wir bejaht hatten, lobte er die Schülerinnen und Schüler, weil diese so ruhig und eifrig zugange waren.
Es kam in dieser Zeit sogar vor, dass einige Kinder Bücher betrachteten, die sie während der Bücherrallye so nebenbei entdeckt hatten. Und selbstverständlich wurden diese Bücher den anderen Mitschülern auch gezeigt.
Also war die angestrebte pädagogische Absicht der Exkursion von Frau Koller, Frau Gläser und Frau Sommervilla erfolgreich: Appetit auf das Medium Buch machen.
Im Hinausgehen, als Frau Gläser ihren Rucksack, gefüllt mit ungefähr dreiundzwanzig Handys, von der Dame zurückerhielt, die am Eingang der Ausstellung an der Information saß, erhielten wir vom Schiller-Gymnasium das zweite Lob: Das sei aber eine ruhige und anständige Gruppe gewesen!
Wenn man so etwas zu hören bekommt, macht das Lehrersein doch mal wieder richtig Spaß.
Mit flottem Schritt bewegte sich die ganze Mannschaft anschließend zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Durch das Gewühl der An- und Abreisenden bahnten wir uns einen Weg zum Gleis 6 und verteilten uns großzügig in unserem Zug nach Pforzheim, der dicht besetzt war.
Ein schneller, unaufgeregter Abschied in der Bahnhofshalle in Pforzheim folgte, denn am Tag darauf würden wir uns ja schon wieder im Unterrichtsalltag begegnen.
Helena Gläser