„Dieser Aufruf ist eine doppelte Negation, die auffordert, das geschehene Unrecht nie mehr wieder zuzulassen“ ,meinte die inzwischen 83-jährige Zeitzeugin Frau Dr. Aude Ascher-Einstein (ehemals verheiratet mit einem Enkel von A. Einstein). Anlässlich des 75. Jahrestages der Pogromnacht sprach sie in der Pforzheimer Synagoge am Dienstag, den 12.11.2013 zu ungefähr 100 Schülerinnen und Schülern, darunter allein 35 aus der Oberstufe des Schiller-Gymnasiums.
Eindrückliche Zeugnisse stellte Ascher-Einstein aus dem Leben ihres deutschnational orientierten jüdischen Vaters dar, der auf Grund der Naziwillkür vom Gymnasiallehrer am Hilda schließlich bis zum Straßenkehrer degradiert wurde, um anschließend unter jämmerlichen Bedingungen als Totengräber zu arbeiten, weil man die Juden auf der Straße nicht mehr sehen wollte. Die Mutter stammt aus der Schweiz, verlor aber durch die Heirat mit einem Juden ihre Schweizer Staatsangehörigkeit. Die aufgeweckte Aude schilderte die Nürnberger Lebkuchendose aus Blech, in der die Mauser Pistole und die Giftkapseln lagen, damit man seinem Leben ein Ende machen konnte, bevor man ins KZ abgeholt wurde. Ascher-Einstein beschreibt das Überleben ihrer Angehörigen als ein unbeschreibliches Wunder. „Der Boykott gegen Juden begann aber nicht erst mit der Pogromnacht vom 09.11.1939, sondern schon ab 1933, aber es gab immer wieder Menschen, die geholfen haben“ meinte Frau Ascher-Einstein mit Nachdrücklichkeit. Die Schüler erlebten eine beeindruckende, kluge Frau aus einer Zeit, die wie eine Mahnung auf die Gegenwart wirkt. Höfeld