Der Leistungskurs Geschichte der 12. Klasse hatte am 01.10.2024 die Gelegenheit, das Stadtarchiv Pforzheim zu besuchen und spannende Einblicke in die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu gewinnen.  Im Rahmen ihres Besuchs konnten die SchülerInnen in historischen Quellen zu verschiedenen Aspekten der Nachkriegszeit recherchieren, darunter die Wohnungsnot, die Trümmerbeseitigung und die schwierige Schulsituation in der zerstörten Stadt. Dabei stießen sie auf so manche skurrile Entdeckung, wie zum Beispiel die Verwendung von „Fußmehl“ für Spätzle. Dieses Mehl wurde vom Boden aufgekehrt, nachdem es beim Backen heruntergefallen war – ein Beispiel für die harten Bedingungen, unter denen die Menschen damals lebten. Auch der Tauschhandel blühte in der Nachkriegszeit auf. In Pforzheim wurde beispielsweise mit Gruben-Entlüftungsschläuchen die Miete bezahlt – diese wurden dann zu Hosen umgenäht. Solche Einblicke verdeutlichten, wie erfinderisch die Menschen in Zeiten des Mangels sein mussten, um ihren Alltag zu bewältigen.

Besonders interessant waren Briefe von Rudolph Renner, einem Pforzheimer, die das große Leid der Menschen in dieser Zeit eindrucksvoll schilderten. Trotz der widrigen Umstände unterstützte man sich gegenseitig, beispielsweise beim gemeinsamen Milchholen – eine einfache, aber lebenswichtige Hilfeleistung in schwierigen Zeiten.

Die SchülerInnen erfuhren auch, wie herausfordernd es war, den Schulbetrieb wieder aufzunehmen. In vielen Fällen mussten SchülerInnen in Notlösungen wie Fabrikgebäuden oder Cafés unterrichtet werden, da die Schulgebäude zerstört oder anderweitig genutzt wurden. Bis in die 1950er Jahre hinein befand sich in einem Schulgebäude sogar ein Kinobetrieb, was zu Nutzungskonflikten führte. Die Fotos, die das Ausmaß der Zerstörung in Pforzheim und die mühsamen Abräumarbeiten dokumentieren, hinterließen einen bleibenden Eindruck. Sie zeigten eindringlich, wie tief die Wunden des Krieges in der Stadt waren und wie der Wiederaufbau durch die Bevölkerung bewältigt wurde.

Zum Abschluss des Besuchs setzten sich die SchülerInnen mit einem besonders düsteren Kapitel der Pforzheimer Geschichte auseinander: den Morden an acht Frauen und 17 Männern, die am 30. November 1944 von der Gestapo im Hagenschieß hingerichtet und in einem Bombentrichter verscharrt wurden. Diese Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit ließ alle TeilnehmerInnen innehalten und machte die Bedeutung der Aufarbeitung dieser Zeit deutlich.

Der Besuch des Stadtarchivs bot den SchülerInnen eine intensive und eindrückliche Möglichkeit, die Nachkriegszeit in Pforzheim zu erforschen und sich der Bedeutung historischer Quellen für die Geschichtsforschung bewusst zu werden. Ein besonderer Dank geht an das Stadtarchiv Pforzheim, das diesen wertvollen Einblick ermöglicht hat.

(Kristin Ehrler)