10,..9,..8,..7,..6, jeder wünscht sich den Countdown für das Beenden der Corona-Pandemie herbei. Wie es so vielen anderen ergangen ist, dafür reicht meine Phantasie nicht, deshalb möchte ich festhalten, wie es mir widerfahren ist.

Jeden Tag sterben Menschen oder sind infiziert. Man hat Angst, dass man das Virus vielleicht schon selbst hat, die Eltern oder die Freunde. Es kann jeden treffen. Es kann überall passieren. Beim Einkaufen, beim Besuch der eigenen Freunde, in der Schule, bei der Arbeit. Niemand weiß, wie lange es noch geht, wie lange man noch zuhause bleiben, im Online-Unterricht sitzen und täglich Aufgaben machen muss. Wir wissen nicht, wie lange wir das noch durchmachen müssen.

Die Maske ist zu einer völligen Normalität geworden. Für mich ist alles kahl, die Straßen sind leer, keine Konzerte, keine Festivals, keine großen Veranstaltungen. Im März 2020 hat diese riesengroße Last, die uns nun immer noch begleitet, begonnen. Silvester kam und es war 2021. Ich dachte, es wird mein Jahr, doch alles stellte sich anders heraus als gedacht. Alles begann mit harmlosen fünf Wochen, da wusste ich noch nicht, was mich alles erwarten würde. Es war wie eine Lawine für mich, die uns alle überwältigt hat. Ich habe sogar Halluzinationen bekommen, dazu auch gewisse, fragwürdige Träume.

Es ist geschehen, als ich nach draußen auf die Straßen geschaut hatte und daraufhin merkte, wie sehr mir meine Freunde fehlen, die Kontakte, die Menschen, mit denen ich so sehr harmonierte. Ich war traurig und irgendwann bin ich eingeschlafen, um einen Weg aus meiner momentanen Lage zu finden.

Irgendwie war es so, dass ich die vielen Tiere gesehen habe, die unter uns Menschen leiden, die in den letzten Jahren immer verzweifelter geworden sind wegen der Umweltverschmutzung, weil die Menschen die Wälder abgeholzt haben, weil sich am Südpol das Klima so drastisch verändert, dass sie heimatslos geworden sind, und das alles nur, weil die Menschen auf der ewigen Suche nach Profit keine Rücksicht mehr genommen haben, auf die anderen Bewohner, die Tiere dieser Welt, keine Rücksicht mehr auf deren Lebensraum nehmen.

Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich wach bin oder ob meine Augen geschlossen sind. Ich merke eigentlich nur, dass ich einsam bin.

Eigentlich wollte ich ja nur der momentanen Situation entkommen. Auf jeden Fall sah ich die Ratlosigkeit der Tiere, die einfach in ihrem Lebensraum gelebt haben.

In dieser Stimmung, der Verzweiflung, meldeten sich die Fledermäuse. Sie fingen an, hin und her zu flattern, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine fing an, auf ihre Art und Weise den anderen verständlich zu machen, dass ihre Maßnahme die Menschen vielleicht zu einem Innehalten bewegen könnte. „Was können Fledermäuse schon bewirken?“, Raunte es unter den anderen Tieren. „Wir haben etwas!“, sagten und flatterten die Fledermäuse. Sie flogen umher und versuchten sich an Bäume und anderen Gegenständen ihre Umgebung festzuhalten. Als sie sich schließlich alle beruhigt hatten, lüfteten sie ihr Geheimnis. „Wir tragen ein kleines Geheimnis in uns, ein Virus, den wir an die Menschen weitergeben könnten. Damit die Erde zum Stillstand kommt und alle anderen Tiere und weiteren Lebewesen wieder atmen und das Gefühl nach Freiheit erspüren können. Dass die Menschen innehalten, dass die Fabriken schließen, dass die Menschen zuhause bleiben müssen. Dass die Flugzeuge am Boden bleiben. Dass die Menschen ihren Bewegungsradius einfach einschränken, dass wir ungestört wieder in unseren Lebensräumen sein können.“

Ein plötzliches Geräusch der Klingel riss mich aus dem Schlaf. Ich ging zur Tür und öffnete dem Postboten, der vor lauter Angst auf Ansteckung, ein Paket vor die Haustür gelegt hatte. Er winkte mir von weitem zu und fuhr weiter in die unendliche Weite der Corona-Landschaft. Ich ging zurück in mein Zimmer und da lief noch eine unglaublich eindringliche Musik, die mich zuvor so nachdenklich gemacht hatte. Das war die Musik, die mich davongetragen hatte. Ich stellte die Musik ein bisschen leiser, um mir die Zusammenkunft der Tiere nochmal vorzustellen. Was ist nur aus uns geworden? Corona nimmt uns schon so lange gefangen. Aber vielleicht haben die Tiere, durch die Aktion der Fledermäuse wieder einen Teil ihrer Freiheit erlangt, nach der wir uns so unglaublich sehnen. Ich werde den Gedanken der Fledermäuse nicht mehr los. Jetzt, wo ich wieder aus dem Traum erwacht bin, wünsche ich mir nichts sehnlicher als dass die Fledermäuse, die uns diese Bewegungslosigkeit eingebrockt haben, zurückkommen. Um all die Coronaviren und ihre Verwandten, die gefährlichen Virusvariationen, genannt Mutationen, an sich zu nehmen. Und uns auf diese Art und Weise von diesem Stillstand und dieser Bewegungslosigkeit befreien.  Es heißt doch eigentlich, dass man einen Versuch macht, einen Versuch, der uns Menschen nicht nur zum Nachdenken zwingt, einen Versuch, der uns zeigt, dass wir auch dann, wenn wir die Krankheit haben, unser Dasein und unser Leben verändern müssen, um im Einklang mit der Natur, der Umwelt und uns Menschen leben zu können.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Fledermäuse durch die Verbreitung der Viren viele Menschen auf dem Gewissen haben, die qualvoll sterben oder leiden mussten, darunter auch Menschen, die gar nicht an der Umweltverschmutzung beteiligt waren. Deshalb hoffe ich, dass es außer der Impfung vielleicht auch bald eine Corona-Pille gibt, die uns schützt und den Horror des letzten und dieses Jahres vergessen lässt.

Kaya Gregor, 9b