Die Chance, in einer bildungspolitischen Debatte einen breiten Konsens unter den Diskutierenden zu erzielen, erscheint wohl ähnlich wahrscheinlich, wie den US-amerikanischen Präsidenten von der Relevanz des Klimaschutzes zu überzeugen oder die Meisterschaft des SC Paderborn am 16. Mai 2020 zu feiern. Wo viele Bedürfnisse, Interessen und Weltanschauungen aufeinanderprallen, hat es die Institution Schule nicht immer leicht, sich innerhalb dieses Spannungsfeldes zu positionieren, um gesellschaftliche Akzeptanz zu werben und letztendlich den richtigen Weg einzuschlagen, um die Schüler auf deren zukünftige Lebenswelt in geeigneter Weise vorzubereiten.

Doch unabhängig davon, ob nun ein Gymnasium sich dem Ziel einer engeren Kooperation mit der Wirtschaft verschreibt, gebetsmühlenartig das humboldtsche Bildungsideal einer ganzheitlichen Ausbildung als oberste Maxime postuliert oder sich vor dem mittlerweile nicht mehr ganz neuen, aber immer noch effektvoll klingenden Zauberwort „Digitalisierung“ ehrfürchtig verneigt, besteht wohl zumindest darin Einigkeit, dass eine zunehmend komplexere, in Teilen auch unübersichtliche Welt verantwortungsbewusste junge Menschen benötigt, die in der Lage sind, sich selbstständig über differenzierte Thematiken zu informieren, eigene Meinungen auszubilden und ihre Standpunkte adäquat zu vertreten.

Angesichts dieser Herausforderung sollte eine weiterführende Schule vor allem auch darin bestrebt sein, den Schülern so früh wie möglich die Methodik des eigenständigen Arbeitens und Handelns zu vermitteln und diese anschließend regelmäßig zu fördern.

Daher sind seit einiger Zeit die Gymnasiasten in Baden-Württemberg ab der 7. Klasse dazu verpflichtet, jedes Schuljahr eine sogenannte GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) in einem Fach ihrer Wahl zu halten. Darunter ist eine selbstständige Auseinandersetzung des Schülers mit einem fachbezogenen Thema zu verstehen, das mit dem jeweiligen Fachlehrer abgesprochen und in Form eines umfangreicheren Referats, zumeist PowerPoint-gestützt, der Klasse beziehungsweise dem Kurs präsentiert wird.

Damit  diese zweifellos anspruchsvolle Aufgabe vonseiten der Schüler selbstständig bewältigt werden kann, fand am Schiller-Gymnasium unter der Leitung von Herrn Frank Ehrler und Herrn Julian Hofmann zum bereits vierten Mal ein mehrtägiges GFS-Training für die beiden 7. Klassen statt. Dieses beinhaltete einstweilen einen theoretischen Part, der in die Thematik einführte und ebenfalls die Planung, die Vorbereitung sowie die Präsentation einer GFS berücksichtigte.

Anschließend bestand die Aufgabe der Schüler darin, ein eigenes Thema inklusive einer interessanten Leitfrage  zu finden und sich mithilfe von Fachbüchern und anschließender Internetrecherche genügend Wissen anzueignen, um die Informationen auf einem Handout und in einer PowerPoint-Präsentation in angemessener Form darzustellen. In diesem Zusammenhang erhielten die beiden Klassen unter der Anleitung von Herrn Lars Rucktäschel jeweils eine zusätzliche Schulung im Umgang mit dem Präsentationsprogramm.

Nach intensiver Arbeit konnten die Schüler im Laufe des Freitagvormittags ihre erste Probe-GFS fertigstellen. Trotz obligatorischem Lampenfieber ergriffen einige besonders mutige Siebtklässler direkt die Chance, ihre Ergebnisse im Plenum zu präsentieren und sich ein konstruktives Feedback einzuholen.

(Julian Hofmann und Frank Ehrler)