In den letzten Stunden unseres Erdkundeunterrichts im Schuljahr 2012/13 hatten wir, die Klasse 8a, mit Herr Breiling die „Globalisierung“ durchgenommen, woraufhin wir auch auf das Thema „Welthandel mit China“ kamen. Viele Schüler zeigten großes Interesse an dem Thema und da viele Elternteile Geschäftsbeziehungen in China haben, kam Herr Breiling auf die gute Idee, einige Eltern in die Schule einzuladen um noch ungeklärte Fragen aus erster Hand beantworten zu können. Am Montag, den 13. Mai, war es dann soweit: Michael Harer, Wolfgang Hampel und Matthias Straile hatten sich bereit erklärt in unserem Nachmittagsunterricht mit uns über ihre Arbeit in China zu diskutieren. Bevor wir jedoch begannen, unsere Fragen zu stellen, stellten die Herren sich und ihre Tätigkeit in China erst einmal vor. Herr Harer erklärte, dass er schon seit ungefähr 10 Jahren in China aktiv ist und er Gehäuse, Zeiger und weitere Teile von Uhren aus China nach Deutschland importiert, wo sie dann in Uhren verarbeitet werden. Die Firma hat einen ausländischen Sitz in Thailand und in Hong Kong, genau wie bei Herr Hampel. Nach seinem Studium in China wurde er Angestellter der Pforzheimer Firma „Ferdinand Wagner“ welche weltweit handelt und auch einen Partner in China hat. Die Firma stellt Brillenbügel für Kunden wie „Ray-Bean“ her und exportiert sie dann weiter nach China für die fertige Montage der Brillen. Ebenso arbeitet auch Herr Straile in China seit ungefähr 3 Jahren und seine Firma, die Firma „Bellmer“ aus Niefern, Öschelbronn, lässt Druckmaschinen auf individuellen Wunsch der Kunden herstellen. Schon nach diesen Aussagen ergaben sich die ersten Fragen der Schüler.
„Kommt es denn nicht zu häufigen Missverständnissen durch die Sprachbarriere?“ Da Englisch in China keine Selbstverständlichkeit ist, haben die Herren immer Dolmetscher bei Geschäftsangelegenheiten dabei, erklärten sie. Nur Herr Hampel ist der einzige, der Chinesisch spricht und somit vielen Komplikationen entkommt. Aber es gab noch nie Probleme, die durch die ein wenig löchrige Kommunikation entstanden, meinte der zufriedene Herr Straile. „Wie ist das mit den Arbeitsbedingungen? Sind die in China nicht extrem schlecht?“ meldete sich da ein Schüler zu Wort. „Die Arbeitsbedingungen haben sich rasant verbessert“, erklärte Herr Harer, „Mittlerweile wohnen die Arbeiter in Gebäuden auf dem Firmengelände und bekommen zu essen und zu trinken. Die Löhne werden auch immer höher, steigen jährlich bis zu 15%.“ „Auch die Ausstattung in den Fabriken hat sich gebessert und all dies ist eine enorme Entwicklung für China. Aber natürlich ist der Lebensstandard noch lange nicht so hoch wie bei uns.“ fügte Herr Hampel noch ergänzend hinzu.
Die Qualität, bestätigte jeder der Herren, leidet nicht durch die chinesische Produktion. Denn hochwertige Produkte würden auch in China mehr kosten. Die Produktionsbedingungen würden vom Budget der Firma abhängen. Ein sich dabei ergebendes Problem der Firmen sei, die Mitarbeiterqualität zu sichern, da nur wenige Arbeiter ausgebildet sind. So versuchen viele Firmen, interne Schulungen durchzuführen.
Weitere Probleme wären die mangelnde Energieversorgung und die starke Umweltverschmutzung, erklärte Herr Harer. Da China sehr energiegierig ist, sind die Strommengen nicht für alle ausreichend, und so kommt es auch manchmal in Fabriken zu Stromausfällen. Aber seit neustem versucht auch die Regierung, mehr Wert auf Umwelt und Recycling zu legen.
Durch die hohe Korruption ergeben sich auch oftmals Probleme durch die Produktpiraterie, sagte Herr Straile.
„Könnten Sie sich vorstellen, wer das Nachfolgerland Chinas sein könnte?“ Darüber grübelten die Herren erst nach. „So ein Produktions- und Industrieland muss politisch wie wirtschaftlich ziemlich sicher sein, was Indien zum Beispiel nicht ist. Länder wie Bangladesch, Vietnam und Thailand sind relativ beliebt, da die Produktionskosten noch billiger als in China sind und die Regierung verstanden hat, dass fast nur in Ländern produziert wird, wenn es sicher ist“, meinten die Männer. Aber momentan ist China noch in seiner Blütezeit, obwohl die Produktionskosten immer mehr steigen. Abschließend fragten wir noch, ob die Geschäftsmänner es denn jemals bereut haben, mit China zu handeln. „Keineswegs“, antwortete Herr Hampel. „Ich habe in meiner ganzen Arbeitszeit noch nie einen Wissenstransfer oder sonstige Komplikationen erlebt und bin insgesamt sehr zufrieden.“ Die anderen Herren bestätigten dies und als die Fragestunde schließlich beendet war, bedankte Herr Breiling sich noch einmal für das tolle Engagement.
Insgesamt hat dieses Projekt unserer Klasse viel gebracht und eine neue Sichtweise über den Handel mit China gegeben, worüber wir alle sehr froh waren.
Elena Toth 9 a