Am 9.3.17 ist die Klasse 10a der Einladung von Frau Miko in die Sterneninsel gefolgt. Nach der Begrüßung schauten wir gemeinsam einen kurzen Film an, in dem einige von der Sterneninsel betreute Kinder/Jugendliche und deren Familien vorgestellt wurden. Es war für alle beeindruckend, wie selbstverständlich gerade die Geschwisterkinder mit ihrer gehandicapten Schwester/ihrem gehandicapten Bruder umgegangen sind und die Eltern bei der Betreuung mit unterstützt haben. Sei es durch Essen reichen, durch die Hilfe beim Absaugen oder einfach nur durch ihr „da Sein“.
Im Anschluss an den Film wurde die Klasse in drei Gruppen geteilt. Frau Miko führte jeweils eine Gruppe durch die Einrichtung und stellte die verschiedenen Räumlichkeiten vor.
Im großen Veranstaltungsraum hielt sich zwischenzeitlich die zweite Schülergruppe auf. Unterstützt durch ein Arbeitsblatt hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich über den eigenen Lebensweg Gedanken zu machen. Dabei stand es jedem frei, sich in der Gruppe zu äußern oder sich einfach für sich selbst Gedanken zum Thema zu machen.
Gruppe drei verweilte im sogenannten „grünen Zimmer“. In diesem Supervisionsraum erfolgt in der Regel der Einstieg in die Trauerbegleitung. Unterstützt durch viele Bücher für alle Altersgruppen wird hier sehr einfühlsam auf einen natürlichen Umgang mit dem Thema Sterben und Tod hingearbeitet. Dabei machte Frau Miko deutlich, dass es auch bei kleinen Kindern wichtig ist, dies zu thematisieren. Durch die geeignete, kindgerechte Literatur wird es in keinster Weise als Belastung empfunden.
Im Kreativraum, einem weiteren Zimmer der Insel, leitet eine Kreativtherapeutin Arbeiten zu verschiedenen Themen an. Auch dadurch wird die Trauerbegleitung unterstützt. Als Beispiel zeigte uns Frau Miko eine Collage, die ein Kind gefertigt hatte, dessen Großmutter gestorben war.
Nachdem von den Gruppen alle drei Stationen durchlaufen worden waren, erhielten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich in die Rolle einer Person mit Handicap hineinzuversetzen. In Partnerarbeit reichten sich die Schüler gegenseitig Essen. Hierbei durfte die empfangende Person die Arme nicht benutzen bzw. sollten die Augen geschlossen bleiben. Manche Paare vermieden sogar das Sprechen.
Wie sich in der anschließenden Feedback-Runde zeigte, war es für die Klasse besonders schwierig, die unterschiedlichen Rollen einzunehmen. „Wie nehme ich zu meinem Gegenüber Kontakt auf? Wie portioniere ich die einzelnen Gaben? Wann kommt die Mahlzeit an meinem Mund an? Wie mache ich mich bemerkbar, wenn ich genug gegessen habe?“ Diese Fragen machten deutlich, mit welchen Problemen sich die Schülerinnen und Schüler konfrontiert sahen. Das Essen selbst konnte nicht als Genuss empfunden werden. „Es war ein sehr komisches Gefühl, nicht selbst essen zu können“ merkte eine Schülerin an.
Im Abschlussgespräch erkannte die Klasse, dass trotz Einschränkung ein erfülltes Leben möglich ist. Dies ist natürlich auch dem würdevollen Umgang der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen mit den betreuten Personen zu verdanken. Frau Miko erklärte, dass zum Beispiel der Begriff „Füttern“ im Pflegebereich absolut tabu ist. Ebenso sind die betreuten Kinder und Jugendlichen keine „Patienten“ sondern Menschen „wie du und ich“.
Insgesamt verbrachte die Klasse knapp 2,5 Stunden in der Sterneninsel. An den Reaktionen der Schülerinnen und Schüler war zu erkennen, dass jeder für sich wichtige Erkenntnisse gewonnen hatte.
Volker Hascher