Schiller Gymnasium Pforzheim Unsere Schule Heft 36
Abirede 2023 Joachim Zuber Der große Galaabend steht bevor. Der rote Teppich ist ausgerollt. Die Location ist festlich geschmückt. Blitzlichtgewitter von allen Seiten. Alle wollen sie sehen: die Stars des heutigen Abends. Euch, liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Liebe Eltern, liebe Familien, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, Ist es nicht schön ein Star zu sein? Bewunderung von allen Seiten, Applaus, Interviews, Fotos von Fans. Man ist das Zentrum einer kleinen Galaxie – ein STERN, um den so viele Planeten kreisen und so viele Monde mit ihm. Man ist ein Licht für andere. Man hat sich dies verdient! Schließlich ist man nicht ohne Grund ein STAR. Aber wie wird man ein STAR? Wie geht das? Auf der Seite wikiHow, die Anleitungen für jede Lebenslage bereit- stellt, gibt es einen ganz guten Artikel mit ein paar einfachen Schrit- ten, die man befolgen muss. Schauen wir uns diese Gebrauchsan- weisung, “Ein Star zu werden” mal etwas genauer an. Zuerst, so heißt es da, brauche man eine Bühne und eine Rolle. Die Bühne war euch in diesem Fall gegeben: Das Schiller-Gymnasium bietet mit seinen knapp 400 Schülerinnen und Schülern, 40 Lehre- rinnen und Lehrern, dem Küchenteam, den Damen der Verwaltung und dem technischen Personal genügend Raum, um sich als Star entfalten zu können. Die Rolle, ja das gebe ich zu, musstet ihr selbst suchen: Mancher wird als Spaßmacher zum Star; ein guter Spruch auf den Lippen ist gut geeignet, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und die Türen zu öffnen. Auch eine spannende Geschichte aus dem Urlaub lockt Zuhörer an. Gute Beiträge im Unterricht wissen sicherlich auch zu begeistern. Doch auch die Leisen unter euch finden schnell Fans: Denn man kann auch ein Star werden, indem man zuhört, Empathie zeigt, jemandem eine schöne Zeichnung in den Block malt oder dem Gegenüber ein Lächeln schenkt. Indem man einfach ein Mensch ist. Schritt 2 zum Thema: Wie wird man ein Star. Üben, üben und noch mal üben. Es ist noch kein Star vom Himmel gefallen, heißt es. Man muss sich hocharbeiten, sich einen Status verdienen. Ich denke, ihr wisst, dass das stimmt, habt ihr doch alle so viele Stunden in euch selbst, eure Arbeiten, Hausaufgaben, Vokabeln, in die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts investiert. Und natürlich auch inei- nander. Dann kommt der dritte Schritt. Er scheint mir sogar noch wichtiger zu sein: „Suche dir Leute, die dir helfen können.“ Hinter jedem Star steht nämlich ein gutes Management und ein soziales Netzwerk, wie man heute gerne sagt. Schaut euch um und fragt euch: Wie viele Menschen allein in diesem Saal standen hinter mir, neben mir, stützen mich, wenn ich humpelte oder zu straucheln drohte, scho- ben mich, wenn ich auf Widerstand stieß, feuerten mich an auf den letzten Metern bis zum Ziel? Kommen wir zum vierten Schritt in der Gebrauchsanweisung ein Star zu werden: „Vermarkte dich selbst und zeige Biss!“ Denn ein Star zu werden ist eine Sache – man will aber auch ein Star bleiben. „Erkläre, warum du einzigartig bist“ steht auf dieser Seite. Besinnt euch darauf zurück: Welche Fähigkeiten, welche Talente habt ihr in euch entdeckt? Wie habt ihr andere daran teilhaben lassen? Wie habt ihr dieses Image gepflegt? Gab es Momente, in denen ihr euch nicht habt unterkriegen lassen, auch wenn es einmal schwierig war? Schritt 5: Erhalte dir ein gutes Verhältnis zu deinen Fans. Ich zitie- re: „Deine Fans haben dich dorthin gebracht, wo du nun bist, weil sie an dich geglaubt und dich unterstützt haben und anderen von dir erzählt haben.“ Fragt euch in den nächsten Tagen und Wochen, welch großartigen Erlebnisse habt ihr geteilt? Gab es gemeinsame Siege bei Sportwettbewerben? Hattet ihr einzigartige Erlebnisse auf Klassenfahrten? Wie war das bei unserer gemeinsamen Stu- dienfahrt nach Hamburg vor ungefähr einem Jahr? Wie seid ihr mit Kritik umgegangen? Wie, wenn es untereinander Streit gab? Habt ihr euch dankbar gefühlt? Habt ihr euch dankbar gezeigt? Bedenkt aber auch immer: Nicht jeder Fan ist ein Fan fürs Leben. Manche Planeten suchen sich einen anderen Stern. Das ist nichts Schlimmes – denn für andere, neue Fans geht euer Stern erst auf. It´s a new dawn, It´s a new day, It´s a new life – wie Michael Bublé uns vorher vorgesungen hat. Fünf einfache Schritte, um ein Star zu werden und zu bleiben, habe ich euch nun vorgestellt. Am schönsten fand ich aber den letzten, den sechsten Schritt. Da heißt es: „Nutze deinen Status zum Positi- ven. Wenn du berühmt bist, bist du für viele Menschen ein Vorbild“. Das finde ich deshalb so schön, weil es in unserer Gesellschaft aus meiner Sicht nichts Wichtigeres gibt als gute Vorbilder – 74
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTAwMTQ4