Auch noch heute beschäftigen wir uns mit dem Nationalsozialismus und dessen Verbrechen. Doch es gibt kaum noch Zeitzeugen und die Zeit der 1930er und 40er Jahre entfernt sich immer weiter von unserer Lebenswelt. Folglich stellte sich für unsere 10. Klasse die Frage, wie wir uns diesem schwierigen Thema annähern wollen. Nach einer Einführung mit allgemeinen Informationen und Daten fuhren wir am 19. November in das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, welches das einzige Hauptlager auf französischen Boden war. Die Schüler waren interessiert, konnten sich aber kaum vorstellen, was sie alles dort erwarten würde. Als wir dann vor dem Eingangstor des ehemaligen Lagers angekommen waren und im eisigen Wind Zeitzeugenberichte der Insassen aus den Jahren 1942 und 1943 hörten, konnten erste Schüler, wie sie später berichteten, eine Ahnung der Lebensbedingungen vor Ort entwickeln. Im Folgenden besichtigten wir den Gefängnisblock, das Krematorium und die Museumsbaracke, um einen tiefgründigeren Einblick zu erhalten. Der Besuch im Museumszentrum, dem Kartoffelkeller und in der Gaskammer beendete die Exkursion. In der anschließenden Stunde besprachen wir die Erfahrungen der Schüler. Sie waren von der Grausamkeit und Unmenschlichkeit überrascht und konnten es zugleich kaum verstehen, wie Menschen anderen Menschen dies antun konnten. Für viele Fragen sorgte auch ein Zeitzeugenbericht, in dem ein ehemaliger Gefangener erklärte, dass er jedes Jahr einmal an seinen Schicksalsort zurückkehre. Am Ende des Gesprächs diskutierten wir noch, ob es überhaupt sinnvoll sei, ein ehemaliges Konzentrationslager zu besuchen. Diese Frage stellt sich besonders vor dem Hintergrund, dass aktuell viele Politiker dies fordern. Nach den Erfahrungen auf ihrer Exkursion unterstützten die Schüler diese Überlegung eindeutig. Eine Schülerin stellte abschließend fest: „Was dort passiert ist, darf nie vergessen werden.“

(Alexander Kuhn, Frank Ehrler)